(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Kläglich mauzend zu den fremden Zweibeinern gehen?
Erfolglos.
An der großen Schere schmieren und gepeinigt aufschreien?
Keine Chance.
Sich wie ein sterbender Schwan auf den Boden werfen, verzweifelt jaulen, am Halsband kratzen und erschöpft zusammensacken?
Zumindest sahen die Felllosen nun zu ihm herüber und sprachen leise miteinander.
Eilig wiederholte Minki seine Gesten und Klagelaute. Er rollte sich umher, schrie auf, blieb ausgelaugt liegen, stieß schnaubend Luft aus-
DAS mussten die beiden doch verstehen!
Und endlich! Vorsichtig näherte sich einer der Zweibeiner und strich ihm sanft über den Kopf. Es war eine herzliche Geste. Eine, die der Kater sonst einzig von seinem Retter kannte. Eine, die keiner sonst mit ihm teilte!
Also schmiegte er sich in die Hand und gab ein zögerliches Schnurren von sich.
Das entlockte dem Felllosen ein tiefes Lachen.
Aber ein tiefes Lachen könnte noch nichts gegen das Glöckchen ausrichten!
Eilig rieb Minki seinen Kopf erneut gegen die große Schere, die der Zweibeiner mitgebracht hatte. Diesmal ließ er die kleine Metallkugel dagegen klirren. Er ließ sie erklingen. Ließ sie singen. Und sobald das Geräusch seine Ohren erreichte-
-zuckte der Kater zusammen und flüchtete sich auf den Schoß des Fremden.
Überrascht fiel dieser zurück und landete auf dem Gesäß. Allerdings schien er es Minki nicht böse zu nehmen, da er eher ein paar nachdenkliche Worte mit dem anderen Felllosen wechselte.
Ruhig unterhielten sie sich. Ruhig und besonnen. Immer wieder sahen sie sich um. Zeigten in unterschiedliche Richtungen. Wiesen dann zurück zu dem Kater. Schüttelten die Köpfe. Nickten. Und letztendlich strich einer von ihnen über Minkis Halsband. Hielt das Glöckchen fest. Sagte etwas.
Der andere Felllose, der immer noch stand, schüttelte wieder den Kopf.
Das behagte Minki nicht.
Schnurrend schmierte er erneut mit der Hand des netten Zweibeiners. Der Zweibeiner, der die Schere festhielt. Der Zweibeiner, der ihn auf dem Schoß sitzen ließ. Der Zweibeiner, der Minkis Problem ernst zu nehmen schien!
Sogleich widersprach der nette Zweibeiner dem anderen.
Unterstützend jaulte der Kater auf. Kläglich. Elendig. Gepeinigt!
Und ganz langsam schlichen sich Zweifel in die Augen des stehenden Felllosen.
Sie wechselten noch ein paar Worte. Endlich nickten beide. Der andere kniete sich zu ihnen herab. Musterte Minki.
Dann hob der nette Zweibeiner endlich die Schere. Sanft strich er über Minkis Fell. Der Zweite packte den Kater von den Seiten, hielt ihn still. Furcht meldete sich in dem Kater. Er spürte, wie die Klingen angelegt wurden und-
Swoosh!
Das Halsband fiel – samt Glöckchen – auf den Boden.
Noch nie hatte der Kater eine solche Freude empfunden!
Sogleich ließen die Hände von ihm ab und überglücklich schmierte der Kater mit dem netten Zweibeiner. Nein. Nicht netter Zweibeiner. Er war wie ein zweiter Retter! Er hatte Minki von dessen Elend befreit. Er hatte ihn gestreichelt. Er hatte sich gegen den anderen Zweibeiner behauptet!
Er war Minkis Liebling!
Glucksend nahm Minkis Liebling den Dank entgegen. Er streichelte den Kater erneut. Zerzauste ihm das Fell. Drückte ihn sanft. Bot ihm sogar Milch an!
Schnurrend hatte der Kater sein Paradies gefunden …
Erst als sich die Sonne langsam herabsenkte und kalte Schatten über den Rasen huschten, verabschiedete sich Minki von seinem Liebling und eilte zurück zu seinem Retter.
So gern er auch bleiben wollte, er hatte eine Rechnung zu begleichen!