(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Auch wenn eine Katze sieben oder gar neun Leben haben soll, so lebt sie dennoch nur ein einziges. Dieses eine ist nicht einmal besonders lang. Im Durchschnitt kommt es vielleicht auf 15 Menschenjahre. Plus/Minus.
Minkis erreichte sogar stolze 17 Jahre, ehe sein Körper eine Pause brauchte.
Der Kater spürte, dass er nicht mehr lange hatte. Von Tag zu Tag wurde er schläfriger. Er schmiegte sich immer häufiger an seinen Retter. Ärgerte dessen Frau weniger. Verzieh der kleinen Zweibeinerin ihre Lappalien öfter.
Alte Fehden erschienen ihm plötzlich so unwichtig.
Dafür genoss er die warmen Sonnenstrahlen. Und Essen mit viel Soße. Auch ließ er sich nun lieber streicheln. Solange ihm dabei niemand die Sonne stahl!
Eines Morgens trat sein Retter murmelnd an ihn heran. Müde öffnete Minki seine Augen. Eigentlich wollte er schnurren. Doch irgendwie fehlte ihm jede Kraft. Von daher beschränkte er sich auf ein Blinzeln.
Der Zweibeiner brummete leise. Dann trug er den Kater in die Küche. Bis zu seinem Napf.
Huh? Er hatte ja gar nicht aufgegessen?
Minki rollte sich auf dem Boden zusammen, während er seinen Retter beobachtete. Dieser leerte die Schale aus. Wusch sie ab. Befüllte sie neu. Stellte sie direkt vor ihn.
Minki schnupperte.
Erschöpft legte er den Kopf auf den Boden.
Seufzend goss der Zweibeiner nun Sahne auf einen Teller. Ui! Die liebte der Kater vom Herzen! Doch als sie vor ihm stand …
Erneut rollte er sich zusammen. Diesmal mit dem Rücken zum Futter. Ein Teil von ihm wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Da sollte sein Retter nichts wegen ihm verschwenden.
Sanft strich dieser erneut über Minkis Fell. Schwarze und weiße Haare. Zwischen den dunklen Stellen hatten sich vereinzelte helle Strähnen geschlichen. Sie sahen fast grau aus.
Genauso wie die Haare seines Retters.
Wann waren sie so alt geworden?
Der Kater konnte sich noch glasklar an ihr erstes Treffen erinnern. Damals hatte er sich so wild benommen! Dennoch hatte sein Retter ihn aufgenommen. Er hatte ihm ein Heim geschenkt. Liebevolle Momente. Großartiges Essen.
Ob sich der Zweibeiner noch an die Fische erinnerte, die der Kater in der Wohnung verteilt hatte? Oder an die kaputten Strumpfhosen seiner Frau? Wie viele Katzen wohl die eckigen Bäume aufschließen konnten?
Er hoffte inständig, dass sein Retter ihn nicht vergessen würde.
Er hoffte, dass sie sich wiedersehen würden.
In Gedenken an Minki
1980 – 1997