Timothy – Anschleichendes Unheil …

Mehrere Tage begleitete ich Timmy auf den Markt und warnte ihn vor unerwünschten Blicken. Dabei schwebte ich stets über ihm. Ich blieb aufmerksam. Ich flüsterte ihm Warnungen zu. Und wenn es zu gefährlich erschien, huschte ich durch die misstrauischen Erwachsenen, um sie erschaudern zu lassen.

Danach waren sie eh mit sich selbst beschäftigt.

Nur schien Timmy mir mit jedem Marktbesuch weniger zu vertrauen. Er hatte nichts an mir auszusetzen. Zumindest nichts, was er mir ins Gesicht sagte. Aber er wurde schroffer. Schroffer und aggressiver.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte ich, als wir auf dem Rückweg waren. Ich hatte schon vorher mit dem Gedanken gespielt, etwas zu sagen, aber da waren immer so viele Leute oder Julie zugegen gewesen. Und das erschien mir nicht richtig …

„Jetzt nicht“, murrte Timmy zurück.

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Timothy – Hinterlassen in Ruinen …

Stumm lauschte ich Timmys Erzählungen über seine Großmutter. So hatte meine Jane noch vor ihrem sechzehnten Namenstag jemanden namens Oliver geheiratet und eine Tochter namens Marianne bekommen. Doch noch ehe das Mädchen laufen konnte, verstarb der Vater. Deswegen zogen die beiden zu dem alten Ehepärchen, das einst Jane aufgenommen hatte. Gutherzig vermachten sie ihnen das Haus. Von daher war das Leben zwar nicht einfach, aber durchaus machbar gewesen.

Einige Jahre später kam ein Reisender ins Dorf. Jonathan. Er war jung, stark, besaß Gold und verfiel Janes Tochter Marianne vom ersten Augenblick an. Auch diese schloss ihn herzlichst in ihr Herz und so hatten sie sich ein gemeinsames Leben aufgebaut. Zuerst kam Margarete, die jedoch alle nur Gretle nannten, dann Timothy und zuletzt die kleine Juliette. Alles war so friedlich gewesen. So traumhaft.

Bis ein anderer Reisender Jonathan beschuldigte, ein Verräter der Krone zu sein. Er wäre an einem Aufstand beteiligt gewesen. Anschuldigungen prasselten auf sie ein. Beleidigungen wurden durchs Dorf geschrien. Jonathan schwor, dass er nichts getan hätte. Dass er unschuldig wäre!

Dennoch ließ er seine Familie zurück und floh in die düstere Nacht, ehe die Soldaten des Königs erschienen.

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Timothy – Zusammen allein …

Ich fand ihn im Dorf wieder. In demselben Dorf, in dem ich Jane zurückgelassen hatte. In demselben Dorf, dessen Straßen dieselben Wege entlangliefen. In demselben Dorf, das nun dennoch so anders aussah …

Wo kamen die ganzen neuen Häuser her? Warum wirkte die Kirche so alt und schäbig? Auch die Gehwege erschienen mir so … stabil?

Unschlüssig betrachtete ich den Marktplatz von den umliegenden Dächern. So viele Leute tummelten sich da unten herum. Dazu noch all diese Stände! Komisch. Woher kamen die ganzen Waren? Die Hälfte davon wusste ich nicht einmal zu benennen!

Der Junge schlich sich durch die Menge. Immer wieder fielen seine hungrigen Augen auf die Lebensmittel. Jedoch blieb er nicht stehen. Wer stehen blieb, wurde von den Verkäufern eindringlich gemustert. Das würde-

Flink schnappte er sich einen Apfel und ließ ihn in den Falten seiner zu großen Kleidung verschwinden. Direkt zu dem Brötchen, das er zuvor ergaunert hatte.

Wieder hatte niemand ihn bemerkt.

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Minki und der Abschied

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Auch wenn eine Katze sieben oder gar neun Leben haben soll, so lebt sie dennoch nur ein einziges. Dieses eine ist nicht einmal besonders lang. Im Durchschnitt kommt es vielleicht auf 15 Menschenjahre. Plus/Minus.

Minkis erreichte sogar stolze 17 Jahre, ehe sein Körper eine Pause brauchte.

Der Kater spürte, dass er nicht mehr lange hatte. Von Tag zu Tag wurde er schläfriger. Er schmiegte sich immer häufiger an seinen Retter. Ärgerte dessen Frau weniger. Verzieh der kleinen Zweibeinerin ihre Lappalien öfter.

Alte Fehden erschienen ihm plötzlich so unwichtig.

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Tod und Leben

Er kommet.
Sie gehet.
Tod und Leben.

Er nehmet.
Sie gebet.
Körper und Seele.

Sein teuflischer Blick,
Ihr scheinendes Glück –
Eines und Alles.

Seine gespenstische Stille,
Ihr kämpfender Wille –
Harfe und Klinge?

Was ist schlecht?
Was ist recht?
Und wann rächt
Sich der Verstand?

Wenn der Funken schwand?

Bei diesem Gedicht handelt es sich um eine Übersetzung. Das Original habe ich vor Jahren mal auf Englisch verfasst und wollte es Euch nicht vorenthalten. Beides ist zwar kürzer, aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze, oder? C;
Medra