(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Sie kamen noch am selben Tag.
Zuerst war nur ein leises Tack-tack zu hören. Dann ein Flattern, gefolgt von einem hohen Zwitschern. Ein weiteres Zwitschern folgte. Noch mehr Tack-tacks. Immer mehr!
Die Angst umklammerte Minkis Herz.
Vorsichtig schlich er sich zur Balkontür herüber. Dort konnte er sie sehen. Die Federviecher! Zwitschernd hackten sie auf die falschen Leckerbissen im kleinen Häuschen ein. Sie verwandelten seinen geliebten Sonnenfleck in einen Ort des Grauens mit ihrer Anwesenheit!
Schaudernd legte der Kater die Ohren an.
Er musste etwas tun. Er musste diese Viecher wieder loswerden. Das waren Bestien! Ungeheuer! Peckende, aggressive Mistfliegen!
Ein weiterer Vogel landete vor dem kleinen Häuschen und quetschte sich hinein. Sofort meckerte ein anderer rum. Ein wildes Zwitschern brach aus. Flügel wurden geschlagen. Die Körner schneller runtergeschluckt. Peck. Peck. Meckern. Flügelpeitschen. Peck. Peck!
Teuflische Viecher.
Doch plötzlich hielten sie inne und stoben davon.
Erschrocken zuckte Minki zusammen, als die Zweibeinerin hinter ihm etwas sagte. Er hatte sie gar nicht bemerkt! Waren die Federviecher vor ihr geflohen? Vor der Frau seines Retters? Ja. Sie konnte manchmal schon zum Fürchten sein, aber … eigentlich …
Neugierig blickte die Felllose auf ihn herab, ehe sie murmelnd in der Küche verschwand und die Tür offen ließ.
Einen Augenblick später kehrten die Vögel zurück. Erneut stürzten sie sich auf diese falschen Leckerlies. Sie pickten die Körner gierig auf. Schimpften dabei. Flatterten. Hetzten.
Minki schaute unschlüssig zwischen den Ungeheuern und der Küche hin und her. Wenn er die Federviecher loswerden wollte, müsste er nur die Zweibeinerin herlocken und hier behalten. Aber dafür müsste er sich bei der Frau einschleimen. Nein. Das käme nicht in Frage!
Besser wäre es, wenn dieses kleine Häuschen nicht mehr da wäre. Genau! Die Viecher kamen nur, weil sie Futter in dem kleinen Häuschen fanden. Wenn es aber nicht mehr hier stände … dann würden sie auch nicht mehr kommen, oder?
Entschlossen hielt der Kater an seinem Gedankengang fest. Es musste einfach so sein! Es war seine einzige Hoffnung. Nur wenn er das Häuschen entsorgte, würden auch diese Bestien verschwinden.
Nicht, dass sie ansonsten noch hier einzogen!
Damit wartete Minki geduldig darauf, dass die Zweibeinerin die Küche wieder verließ. Es sollte nicht so lange dauern. Immerhin schloss sie die Türen sonst. Sobald die Federviecher sich dann vor ihr erschreckten und davon stoben-
Schritte. Flattern.
Der Kater blickte kurz der Felllosen hinterher. Dann zum leeren Balkon. Eilig nahm er seinen Mut zusammen und sprang draußen auf den Tisch. Er spürte die Blicke der Ungeheuer auf sich ruhen. Doch durfte er sich davon nicht einschüchtern lassen. Wenn er nun nichts tat, würden sie immer wiederkommen – und vielleicht noch ihre Freunde mitbringen!
Schaudernd biss er sich in dem kleinen Häuschen fest.
Zwitschern. Meckern. Flügelpeitschen!
Eilig sprang er mit dem Häuschen zu den Blumenkästen hinüber. Dort ging es tief herunter. Dort würden ihn die Federviecher nicht stören. Er musste diesen kleinen Holzkasten nur über das Geländer-
Neben ihm landete eine der Mistfliegen in den Pflanzen. Sie schimpfte ihn aus. Holte mit dem Schnabel aus. Breitete ihre Flügel aus!
Minki erinnerte sich an seine Kindheit zurück. Damals. Als die Federviecher ihn das erste Mal verfolgt hatten. Sie waren in Scharen auf ihn losgegangen. Wütend hatten sie ihn verfolgt. Ein Meer aus Federn, Augen und Schnäbeln!
Angeleitet von seiner Angst, mobilisierte er seine Kräfte und zerrte das kleine Häuschen über das Geländer. Er ließ es fallen und bemerkte erleichtert, wie die Vögel ihrem Holzkasten verzweifelt hinterher flogen. Sie hatten nur noch Augen für diese dämliche, bunte Box!
Nicht für ihn.
Ein Glück nicht für ihn.
Einen Augenblick beobachtete Minki wie die Federviecher sich dort unten auf die Körner stürzten. Immer mehr versammelten sich bei dem kaputten Häuschen.
Keiner blickte nach oben.
Damit sackte der Kater friedlich im Blumenkasten zusammen.
Er hatte die Ungeheuer vertrieben!