Minki und der Umzug

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Seit Tagen waren die Zweibeiner … anders. Sie rannten umher. Packten Dinge in Kisten. Stapelten die Kisten. Verschwanden. Kamen wieder. Nahmen die eckigen Bäume auseinander. Stellten die Wände der Bäume fein säuberlich zusammen. Gingen dann wieder. Kamen mit mehr Kisten wieder.

Kisten über Kisten über Kisten.

Für Minki war es das reinste Paradies!

Zufrieden mit den neuen Klettermöglichkeiten ignorierte er sogar ihr ulkiges Verhalten. Denn so wichtig konnte es sicherlich nicht sein. Immerhin schienen sie es nicht für nötig zu befinden, ihn einzuweihen. Wahrscheinlich war es nur eine Phase der Zweibeiner. Nicht weiter tragisch.

Er bekam wie gewohnt Essen. Er konnte sich wie gewohnt in der Sonne aalen. Er schlief wie gewohnt auf dem Bett seines Retters, bis die Zweibeinerin ihn runterwarf.

Und dann kamen eines Tages noch weitere Zweibeiner in die Wohnung, die Minkis Schlafplätze wegtrugen.

Beleidigt rannte der Kater zu seinem Retter und beschwerte sich lauthals. Das war nicht in Ordnung! Außerdem nahmen ihm die Zweibeiner seine schönen Kletterbäume weg! Was dachten sie sich dabei?!

Aber sein Retter streichelte nur beschwichtigend über seinen Rücken und laberte irgendetwas Unbedeutendes.

Albern.

Dämlich.

Was sollte das?!

Minki verlangte sein Paradies zurück! Es war seins! Seins! Wie konnten diese felllosen Kuriositäten es wagen? Wie konnten sie nur auf die Idee kommen, es ihm einfach wegzunehmen? Wieso hielt sie niemand auf? Wieso half sein Retter ihnen sogar?!

Und dann sperrte ihn die Frau seines Retters in eine der vielen Kisten.

Es war eine unbequeme Kiste. Lieblos lag eine zusammengeknüllte Decke in der Mitte. Es stank nach Staub. Und nach fremden Zweibeinern. Ein paar Löcher zierten die Seiten und den Deckel der Kiste. Groß genug, dass der Kater hindurch sehen konnte.

Klein genug, dass nicht einmal seine Pfote die Freiheit kosten konnte.

Jaulend drehte er sich im Kreis. Es wackelte. Es bebte. Dann brummte etwas. Ein komischer eckiger Metallkäfer? Mit denen fuhren sie im Sommer immer in die Freiheit! Konnte das der Ursprung dieses Geräusches sein? Vielleicht. Oder? Nein! Es musste!

Aber warum hörte er so einen Metallkäfer?

Es vergingen mehrere Stunden, ehe seine Kiste wieder geöffnet wurde. Sein Retter sah ihn an. Mit der einen Hand hatte er gerade Minkis Karton geöffnet. In der anderen Hand hielt er eine Schale Milch.

Gut. Also wusste der Zweibeiner sich zumindest bei ihm einzuschleimen. Hoffentlich hätte der Kater nun für ein paar Stunden Ruhe und-

Irritiert sah er sich um. Hier standen zwar all die eckigen Bäume rum, die er kannte. Hier war das große Sofa. Der Sessel. Die Stühle … Aber … Sie waren falsch angeordnet! Und … Der Ort selbst …

Er kostete vorsichtig die Luft.

Ja. Der Ort war anders. Er roch nicht mehr so intensiv nach seinem Retter und dessen Frau. Hier war der Geruch so blass. So … falsch? Ja. Der Geruch war hier falsch. Hier fehlte die Vertrautheit. Die Heimat!

Jaulend verkroch Minki sich wieder in der Box.

Sie mussten zurück! Zurück nach Hause! Das hier war falsch. Falsch. Falsch!

Doch sein Retter streichelte ihm nur sanft über den Kopf. Er sagte irgendetwas. Sein ruhiger Tonfall wirkte doppelt falsch an diesem Ort.

So falsch.

Falsch.

Falsch …

Dann stellte sein Retter die Milch vor der Kiste ab und ging ins Nachbarzimmer.

Minki jedoch blieb in seiner Box.

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