(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Mauzend kratzte er an der Tür nach draußen, doch bemühte sich keiner der Zweibeiner, auf sein Betteln einzugehen! Nun gut. Minki musste schon zugeben, dass sein Draußen vielleicht kein richtiges Draußen war. Es war nur ein winziges Draußen. Aber es war draußen! Es war sein kleines Draußen. Sein persönliches. Es war sein Sonnenbaden-Draußen. Es war sein Weg-von-der-Zweibeinerin-Draußen. Und es war sein Rückzugs-Draußen.
Dennoch saßen die Felllosen bloß auf ihren Hintern und starrten in den Flimmerkasten, statt ihm nach draußen zu helfen!
Empört stolzierte der Kater vor ihnen entlang. Er mauzte erneut. Lauter. Kläglicher.
Die Frau seines Retters zischte ihn an. Das tat sie immer, wenn er Ruhe geben sollte. Dabei wandte sie ihm nicht einmal den Blick zu! Ihre Augen klebten lieber auf dem Flimmerkasten wie seine sonst an ihrem Essen. Jedoch bekam sie dafür keinen Ärger …
Die Welt war ungerecht.
Erschöpft ließ er sich vor der Balkontür fallen und jaulte noch einmal. Diesmal in die Richtung seines Retters. Er war der einzige, auf den Minki sich sonst verlassen konnte. Er war der einzige, der sogar nachts aufstand, um ihn zu füttern.
Und er war auch der einzige, der sich nun träge erhob, um die Balkontür zu öffnen.
Sofort schlüpfte Minki durch den neuen Spalt in die eingezäunte Freiheit und gestattete es seinem Retter, die Öffnung hinter ihm wieder verschließen.
Der Wind zerrte an seinem Fell. Er zerzauste es. Und er war kalt. Zum Zittern kalt! Sofort stellten sich Minkis Haare auf, um die Wärme einzufangen. Der Kater krallte sich im Boden fest, auf dem er sich noch vor einigen Tagen so schön gesonnt hatte.
Aber nun?
Jaulend drehte er sich wieder um. Er schabte an der Balkontür. Jaulte noch kläglicher. Noch verletzter. Noch einsamer als je zuvor!
Sein Retter öffnete ihm alsbald die Tür und eilig sprang Minki hindurch. Er rollte sich neben dem Tisch zusammen. Nicht ganz darunter, aber gut geschützt. Von dort fiel es ihm leichter, fassungslos auf seinen Zweibeiner zu starren und weiter zu mauzen.
Wieso hatte ihn der Zweibeiner auch nicht vorgewarnt?! Wo war die Sonne gewesen? Wo hatte er sie versteckt?! Oder … Hatte er ihm etwa die falsche Tür geöffnet? Genau! Das musste es sein! Sonst war Minkis Draußen nicht so gewalttätig! Es war schöner. Nein. Wundervoller!
Schaudernd putzte er sein Fell, um sich zu sammeln. Er blickte zur Tür zurück. Dann zu den Zweibeinern.
Jaulend hockte er sich wieder vor sein Draußen. Er sah zu seinem Retter. Blickte ihn noch hilfloser und vor allem flehender an, als er es je gewagt hatte. Er musste ihm immerhin klarmachen, dass dieser das richtige Draußen öffnen sollte. Das Katzen-Draußen!
Nach dem dritten Mauzer stand sein Retter auf und öffnete erneut die Balkontür. Jene Tür, die Minki zuvor als die richtige ausgemacht hatte. Jene Tür, die sonst in sein Draußen führte!
Nur entpuppte sich dahinter wieder derselbe Herbststurm.
Noch ehe sein Retter die Tür schließen konnte, sprang der Kater zurück in die Wohnung. Er schüttelte sich erneut. Putzte sein Fell. Dachte über die zerrenden Winde nach. Über die Kälte!
Das war nicht sein Draußen gewesen! Was wollte sein Retter für Spiele mit ihm treiben? Fortan würde er den Zweibeiner so oft diese Tür öffnen lassen, bis das richtige Draußen erschien.
Minkis Draußen!