Sich mit jemanden unterhalten zu wollen, war eine Sache. Leider war es eine gänzlich andere, das besagte Gespräch in die Wege zu leiten. Zumindest für Liane.
Fünfmal traf sie Oliver noch vor der zweiten Hofpause. Fünfmal wollte sie etwas sagen. Und fünfmal lief sie lieber schweigend davon.
Sehr zu Shilohs Vergnügen.
„Mund auf, eine Prise Ehrlichkeit in die Worte und schon wird es klappen“, hatte diese ihr nach dem letzten Mal zugeflüstert.
Der Mann lief den dunklen Flur entlang. Sein Zeigefinger glitt lautlos über die Klinge eines Messers. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Nebenan zog sich das Mädchen aus. Sie ließ Wasser in eine große Badewanne laufen. Sie summte.
Der Mann öffnete die Tür einen Spalt. Er hob die Klinge, grinste, seine Augen strahlten wie die eines Wahnsinnigen. Er-
Philip schrie panisch auf und versteckte sich hinter dem Sofakissen. Sein Papa lachte unbeholfen. Sein Dad fluchte. Kurz darauf verstummte der Film. Die Deckenlampe erstrahlte und kitzelte den Jungen mit ihrem sanften Licht.
Dennoch zuckte er zusammen, als sich eine Hand auf seinen Rücken legte.
Sie starrte auf das Licht, das durch den Türspalt in ihr Zimmer fiel. Ein dünner Streifen, der nur gelegentlich von dem Schatten ihres Vaters unterbrochen wurde, wenn dieser sich streckte.
Sie hatte gehört, wie er sich einen Stuhl herangezogen hatte. Sie wusste, dass er wieder vor ihrer Tür saß. Dass er diesen Baseballschläger umklammert hielt. Dass er bis zum Morgen ausharren würde.
Das Warum war ihr ein Rätsel. Sie spürte seine Sorgen, seinen Kummer, seine Angst. Aber sie verstand nicht, woher diese Gefühle kamen und warum er plötzlich so überfürsorglich geworden war. Ihre Mama war nicht so aufdringlich. Ganz im Gegenteil! Sie schien sogar immer weniger Zeit für Liane zu haben. Hatte sie etwa Angst … vor ihr?
Nachdenklich malte ihr Zeigefinger
auf dem Bettlaken herum. Sie spürte, wie er schon wieder diesen vertrauten
Bewegungen folgte. Wie sie einen Stern nachzeichnete. Gedanklich zählte sie die
Striche mit, die sie für jeden Himmelskörper brauchte.