Ankündigung: Meerjungfrauenanthologie

© Katharina Kolata

Oh je, oh je, oh je- Atmen!

Wo soll ich beginnen? Ich glaube, es war im März gewesen. Ja. Das klingt richtig. März. Da habe ich von dieser Ausschreibung zum ersten Mal gehört. Gesucht wurden „fünfzehn Kurzgeschichten, die das Thema Meerjungfrau auf möglichst vielfältige Weise beleuchten. Dabei interessieren uns vor allem Geschichten abseits der üblichen Disney-Romantik, und auch der x-te Abklatsch von „Plötzlich Meerjungfrau“ oder „Splash“ ist nicht erwünscht. Überrascht uns mit eurer Originalität.“

Und was machte das Medra damals?

Das Medra las die Ausschreibung. Das Medra klickte sie weg. Das Medra öffnete sie erneut. Das Medra runzelte die Stirn …

Denn das Medra war irgendwie interessiert. Immerhin waren Arielle, Simba und Tarzan zu ihrer Zeit ziemlich beliebt gewesen. Aber das war damals, in ihren Kindertagen, gewesen. Damals, als die Welt noch in pink und blau geteilt war. Damals als-

Damals als

Schrieb heutzutage eigentlich noch irgendwer über einen Meermann? Und wenn ja: Wie war dieser dargestellt? Als sexy Aquaman? Nein. Als groteske Verunstaltung? Nein. Das klang langweilig. Interessanter wäre es doch, wenn

Was soll ich sagen? Das Medra hat eine Geschichte eingereicht. Das Medra hat es in die Endrunde geschafft. Und wenn Ihr eine etwas andere Geschichte lesen wollt, wie wäre es, wenn Ihr Euch die Anthologie holt? C: Dann könnt Ihr selbst entscheiden, wie Eure Wassergeschöpfe aussehen sollen!

Das aufgeregte Medra wünscht ein frohes Lesen!

Medra

Minki und das kleine Wesen

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Heftig peitschte er mit seinem Schwanz und starrte auf das kleine Wesen vor ihm. Dieses immer wieder grässlich kreischende Wesen, das eines der Zweibeiner angeschleppt hatte. Ein Wesen, das die Zweibeiner auf seinem Lieblingsfleck abgelegt hatten! Mitten in der Sonne! Auf seinem Bett!

Nun gut. Es war vielleicht nicht direkt Minkis Bett. Aber es war das Bett seines Retters und das machte das Möbelstück doch wahrlich zu seinem Katzeneigentum! Immerhin war die Decke so schön weich und die Kissen so schön flauschig und die morgendliche Sonne …

Genervt wandte er den Kopf von dem Wesen ab. Er wandte sich dem Licht zu. Dieser herrlichen Wärme!

Und schielte unauffällig zu dem schlafenden Etwas hinüber.

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Minki und die warmen Tage I

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Die kalten Tage kümmerten Minki in der Wohnung der Zweibeiner nicht. Sie waren einfach nur da: Kürzere Sonnenzeiten. Längere Nächte. Ein gelegentlicher Windzug, wenn er vor dem falschen Fenster lag.

Zumindest waren die Zimmer immer warm und kuschelig. Er bekam pünktlich seine Mahlzeiten – wenn auch wenig – und die Zweibeiner hatten mittlerweile sogar verstanden, wann sie ihn streicheln durften.

Die kalten Tage kümmerten ihn nicht …

Dafür aber die warmen.

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Minki und das perfekte Versteck

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

In der Wohnung der Zweibeiner gab es viele Lücken und Winkel, in die die Felllosen nicht hineinpassten. Es waren ruhige Orte … zumindest für den Großteil der Zeit. Einige von ihnen waren im Winter schön warm und kuschelig und aus anderen jagte ihn die Frau seines Retters immer wieder heraus, ehe sie die Wohnung verließ.

Also machte es sich Minki bald zur Aufgabe, das perfekte Versteck zu finden.

Es musste klein sein. Aber groß genug, damit er hineinpasste. Es musste leicht zugänglich für ihn sein. Aber es durfte keine Störungen von den Zweibeinern zulassen. Es musste ihn nach möglichen Mahlzeiten lauschen lassen können. Aber es durfte auf keinen Fall die nervigen Stimmen oder Straßengeräusche auffangen!

Und am wichtigsten: Er durfte dort nicht auffallen.

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Minki und die Strumpfhosen

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Es ist noch nicht so lange her, da trugen viele weibliche Zweibeiner eine dünne Haut über ihren Beinen. Diese war durchsichtig. Mit einem sanften oder gar kräftigeren Farbton. Aus ganz feinen Maschen gefertigt.

Es war eine Haut, das sich keineswegs für einen Katerhaushalt eignete.

Vor allem wenn dieser Kater unzufrieden mit seinem verspäteten Frühstück war.

Minki hatte aus seinem Salzheringdiebstahl gelernt. Er hatte verstanden, dass nicht alles so gut und lecker war, wie es den Anschein erweckte. Deswegen forderte er nun sein Fressen mit einer verstärkten Frequenz von den Zweibeinern ein. Immerhin wusste er ja nicht, wann sie nochmal so etwas Grässliches rumliegen lassen würden!

Allerdings war sein Retter häufig nachts arbeiten und kehrte erst am späten Morgen. Und so erschien es Minki nicht verkehrt, sein Mahl auch von den anderen Zweibeinern zu verlangen!

Die Jüngere war ihm dabei zu suspekt. Wie sie durch die Wohnung sprang! Wie sie plötzlich über Hände und Füße ausgestreckt durch den Flur rollte! Es war eine einzige Zumutung. Nur er durfte sich dermaßen wirr aufführen!

Die Ältere war ganz anders.

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