K: Das Leben ist zu schön

„Bitte sei leise, Sissy“, murmelte Lisa flehentlich, während sie das gefundene Kätzchen unter ihrem Shirt transportierte. Dennoch wollte das Tier nicht hören. Immer wieder mauzte es und jagte dem Kind einen Schrecken nach dem anderen ein.

Ertappt sah sich das Mädchen um. Sie befand sich auf der einzigen Straße, die von Kriegsheim zum Waisenhaus führte. Auf der einzigen Straße, die sie nach Hause brachte. Es war eine einsame Fahrbahn mit diversen Schlaglöchern und Gräsern, die sich mühsam durch das Beton fraßen und da es keinen Gehweg gab, tat Lisa häufig so, als wäre sie eines der seltenen Autos. Warum auch nicht? Die einzigen, die diesen Weg benutzen, waren ihre anderen Geschwister und Sabine. Dieser Ort lag viel zu abgelegen!

Ihre Augen huschten zum Waldrand, der ihr so nah erschien, als würde er die Straße sein Eigen nennen. Sie glaubte jemanden zwischen den Bäumen zu erkennen, doch als sie blinzelte, war die Person verschwunden. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Augen ihr Streiche spielten. Die Schatten zwischen den Baumstämmen waren eigenartig verworren. Allerdings war das normal so. Sabine hatte es ihr beteuert.

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Minki und Kitty II

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Drei Tage musste er diese Kitty nun schon ertragen. Drei. Tage. Und dabei war doch jede einzelne Minute mit ihr bereits eine Zumutung!

Vorsichtig blickte Minki an einem eckigen Baum vorbei. Er hatte gehört, wie die Zweibeinerin sie zum Abendessen gerufen hatte. Und wahrlich! Da stand die Felllose mit seinem Napf-

-und einem weiteren.

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Minki und Kitty I

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Zusammengerollt kauerte Minki auf seinem Hocker und blickte auf den Boden herab. Er musterte seine Umgebung intensiv. Bedachte jede nicht vorhandene Bewegung mit so viel Aufmerksamkeit, wie schon lange nicht mehr. Die Zweibeiner wurden ausgeblendet. Dieser Gast, der ihm sonst immer etwas zum Naschen mitbrachte, wurde ausgeblendet. Sogar sein Retter wurde ausgeblendet!

Sie waren alle nicht von Bedeutung.

Nicht, solange sie da war.

Etwas berührte ihn am Schwanz und erschrocken fie… ehm, sprang er natürlich von dem Hocker, der seinen Thron darstellte. Seine Augen wanderten zu dem fremden Wesen hinüber, das ihm so ähnlich sah und doch so fremd erschien.

Sie war klein. Spitze Ohren zuckten auf ihrem Kopf herum. Ein brauner Fleck zierte ihr Näschen. Darunter, am Hals, baumelte ein rotes Halsband mit einem stillen Glöckchen.

Ja, still. Denn Minki hatte es bislang kein einziges Mal vernommen, während sie ihn geärgert hatte. Während die Zweibeiner nur dasaßen und nichts unternahmen. Während sie ihre Gespräche über sein Wohl stellten!

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Der kleine Kater Minki

(Nach sehr vielen wahren Geschichten.)

Minki hieß nicht immer Minki.

Minki war einst ein kleiner Streuner. Ein schwarz-weißes Kätzchen ohne Zuhause. Seine Pfötchen waren so weiß wie Mehl. Auch Bäuchlein, Gesicht und Schwanzspitze wirkten wie bepudert! Allerdings sah man die Reinheit kaum unter dem ganzen verzottelten und dreckigen Fell.

Erst als ein Mann kam, um das kleine Raubtier von der Straße aufzulesen wandelte sich sein giftiges Antlitz. Endlich hatte das Kätzchen ein Zuhause. Es hatte Essen, das er sich nicht mehr aus dem Müll zerren musste. Er konnte sich putzen. Sich pflegen. War nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt. War nicht mehr einsam. Nicht mehr allein.

Und er bekam seinen Namen.

Minki.

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