K: Vor der ersten Prüfung

„Bias?“, weckte ihn die zaghafte Stimme und sofort saß RT im Bett und ließ seine zweite Seele den Körper lenken.

„Solltest du nicht schlafen, TC?“, fragte Tobias seine Schwester, die unruhig in der Tür stand.

Das blonde Mädchen zuckte zusammen und sah sich nach ihrer Vertrauten um. Diesem stummen Schmetterlingswesen, das ihre Mutter ihr direkt nach der Geburt aufgedrückt hatte. Seine Schwester hatte es schon damals gebraucht, weil ihre Magie zu sprunghaft gewesen war. Weil sie sonst von ihrer eigenen Kraft verschluckt worden wäre.

Dabei hätte sie erst kurz vor dem Eintritt in die Akademie einen Desson bekommen sollen.

„Drüben ist es so kalt“, murmelte TC, „Darf ich bei dir schlafen?“

Noch ehe sie die Frage gestellt hatte, hob RT die Decke für seine Schwester an. Er war eh so oft auf Missionen unterwegs, da würde er sie gewiss nicht an seinen freien Tagen wegschicken!

Vor allem nicht am Abend vor der Aufnahmeprüfung.

„Angst?“, flüsterte er, als sie sich an ihn kuschelte.

Sie reagierte nicht sofort. Erst lud sie Chou ein, sich auf seinem Nachttisch niederzulassen. Danach wandte sie sich wieder RT zu.

Ihre Augen waren feucht.

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K: Nicht studieren

Ilse feuerte den Ofen an. Ein knarrendes, altes Ding, das älter als sie selbst war. Er musste noch mit Holzscheiten und dem Blasebalg vorgeheizt werden. Dennoch galt er zum Zeitpunkt des Hausbaus als modern.

Ganz im Gegensatz zu dem Kühlschrank daneben.

Stöhnend erhob sich Ilse und schloss den Ofen. Sie musste sich erst um das Frühstück kümmern. Danach kamen die Kuchen und Plätzchen ran, die sie an die Nachbarn verkaufte.

Es knarrte leise.

„Na? Endlich wieder daheim, Bekki?“

Geduldig wartete Ilse darauf, dass ihre jüngste Tochter in die Küche kam.

„Ich war nur kurz draußen, die frische Luft genießen“, erklärte Rebekka sogleich.

Ilse drehte sich nicht um. Sie kannte ihr Mädchen. Sie wusste wann es log.

Und sie wusste, wann es sich dafür schämen würde.

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