M: Unterrichtsplanung mal anders

„Guten Abend, Mrs. Strom. Sie wollten mich sprechen?“, grüßte der Klassenlehrer ihrer Zwillinge und streckte ihr die Hand entgegen.

Er war groß, mit Speckfalten am Bauch und einem lichten Kopf versehen. Bestimmt würde er auch die letzten Haare nicht mehr lange behalten. Ob er deswegen immer diese abscheulichen Wollpullover trug? Sie waren immerhin genauso fusselig wie fünf normale Köpfe.

„Ja“, Jane machte es sich unaufgefordert auf dem Sofa im Lehrerzimmer bequem, „Es geht um Ihr Kurrikulum.“

Mr. Flemming ließ seinen Arm sinken: „Wie bitte?“

„Ihr Kurrikulum. Der Lehrplan. Was Sie mit den Kindern durchnehmen, Himmel hoch drei“, sie legte den besagten Plan auf den Tisch, „Das hier.“

Der Lehrer warf nur einen flüchtigen Blick auf das Deckblatt des riesigen Buches. Gewiss hatte er das dicke Teil im Studium lesen müssen. Es war immerhin der Plan für ganz Suderien. Darin war der Unterricht aller Kinder geregelt: Von Einschulung bis Abschluss. Jedoch war es sehr wirr geschrieben, da es unendlich viele Kreuzverweise gab. Außerdem wurden die einzelnen Themen nirgends erläutert. Es gab nur Kerndefinitionen, Lernziele und Kompetenzen.

Die Umsetzung sollten sich die Lehrkräfte selbst aus dem Hut zaubern.

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M: Zusammenhalt I

Zittrig presste Diana ihre Beine enger gegen ihren Oberkörper. Sie wollte in Ruhe gelassen werden. Wollte nichts mehr sehen. Nichts mehr hören. Nicht mehr-

„Diana! Mach auf!“, brüllte ihre Mutter hinter der verschlossenen Zimmertür.

Das Mädchen ignorierte sie.

Diese Frau wollte eh nur mit ihr meckern. Genau. Immerhin hatte Diana es ja gewagt, im letzten Mathetest nicht die volle Punktzahl zu erreichen! Wie konnte sie es nur wagen?! Sie musste doch perfekt sein! Immerzu perfekt sein! Perfekt, perfekt, perfekt, per-

Die Tränen verklebten ihre Augen und eilig wischte sie das Wasser weg. Sie starrte auf das Familienfoto neben ihrem Wecker. Da, auf der rechten Seite, stand sie. Mit ihren Eltern. Ihre Großmutter stand hinter dem einzigen Stuhl, auf dem der Diktator von einem Großvater saß. Links von ihm befanden sich Dianas Onkel. Dianas Tante. Rachel …

Rachel …

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