Das war ein weiterer November mit durchschnittlich 1’667 Wörtern pro Tag.
Und mannometer! Manchmal war es schon schwer auf die grobe Zahl zu kommen oder gar abzubrechen, um erst am nächsten Tag weiter zu machen. Aber das gehört für mich persönlich mit dazu. Wenn das Schreibtempo und vor allem die Schreiblast kontinuierlich bleibt, kommt wieder ein wunderbarer Rhythmus zustande, den man das restliche Jahr über schnell missen würde.
Aber genug davon! Die Worte sind geschrieben. Die Geschichte von Leben und Tod geht in die nächste Runde. Und Zeit hat endlich-
Ups. Beinahe wäre ein Spoiler zwischen die Zeilen gerutscht. Nun gut. Kommen wir zum eigentlichen Grund des Blogeintrags.
An alle, die mit mir angefangen haben, die die 50k knacken konnten oder die sich auf dem Weg dahin zwischen Weihnachtsschmuck verirrt haben:
Ich freue mich, dass ihr mitgemacht habt! Danke für eure Worte! Danke für die Hoffnungen, die ihr in sie gesetzt habt. Danke für all die Träume, die nun das Papier berühren durften!
Ich finde es wunderbar, dass ich nicht der einzige komische Kauz bin, dem Geschichten etwas bedeuten.
Als er die Augen das erste Mal öffnete, erfüllte ihn ein Name. Es war ein sturer Name, der sein Wesen gänzlich einnahm. Ein Name, den er nicht verstand. Den er für böse hielt. Der richtig und falsch zugleich schien und – und dennoch! Dennoch spürte er, welche Rolle dieser Name im großen Ganzen spielte, wenngleich er es nicht in Worte zu fassen glaubte-
Wenngleich er das große Ganze nicht zu begreifen erhoffte.
Was er wusste, war… Nichts. Und trotzdem fühlte er sich, als müsse er nur an einem einzigen Gedanken festhalten, um alles zu wissen. Um diese trostlose Einöde zu verstehen, die ihn umgab. Diese… Erde? Diese zerrissene tote Erde, die kein Feuer in sich trug. Kein Wasser. Keinen Geist. Nicht mal eine Seele.
Eine Seele?
Was war eine Seele?
Warum kümmerte sie ihn?
Er wandte sich ab. Zog sich hoch. Fand heraus, dass sein Körper sich nicht entscheiden konnte. Dass sich seine Knochen noch formten. Dass das Fleisch sich noch wandelte. Experimentierte.
Erst hatte er ein Bein.
Dann plötzlich zwei.
Dann vier.
Seine Arme wurden erst länger.
Dann kürzer.
Sein Rücken juckte und er spürte etwas daran wachsen.
Er sah Flügel, spürte Hörner und einen Schwanz aus ihm sprießen.
Und dann?
So erschreckend schnell wie es begann, stoppte es wieder. Die Flügel waren verschwunden. Die Hörner geschrumpft. Der Schwanz abgefallen. Einzig zwei Beine trugen seinen Körper keuchend aufrecht. Einzig zwei Arme mit zwei Händen umklammerten seinen Kopf.
Seinen Kopf mit diesen kleinen Dellen. Mit diesen Hörnern.
Hörner, die sich falsch anfühlten.
Die dennoch blieben.
Er zwang seine Füße einige unsichere Schritte voran. Ließ sie ihn tragen. Vertraute ihnen.
Konnte rennen.
Konnte springen.
Noch ehe er die Worte verstand.
Und dann stolperte er.
Er fiel der Länge nach hin. Spürte, wie seine Knie schmerzten. Wie schwer sich sein Körper anfühlte. Wie sehr sich seine Glieder weigern wollten, wieder aufzustehen. Wie er viel lieber liegen bleiben wollte. Wenn nötig auch für immer!
Sodass er nie wieder verletzt werden würde.
Und so fand sie ihn.
Bist du auch tot?
Müde blickte er auf diese neue Kreatur.
Sie war klein. Sah ihm so ähnlich.
Hatte zwei Arme. Zwei Beine.
Silbernes Haar.
Große violette Augen.
Ich bin Tod.
Seine Stimme klang ruhig. Tief. Nicht so hoch wie ihre und überrascht drehte er sich um. Er starrte sie an. Sah, dass sie ihn verstanden hatte.
Lauschte ihrem Kichern.
Dann bist du so wie ich?
Ihre Worte irritierten Tod. Ohne an seine Ängste zu denken, setzte er sich auf. Er beobachtete das Mädchen, das ihm gerade so auf Augenhöhe begegnete. Das so klein war. So zierlich.
Er wollte sie beschützen.
Kann sein. Oder du bist wie ich.
Er legte den Kopf schief. Spürte, wie sie seine Hörner betrachtete. Ließ sie die Hände danach ausstrecken. Sie berühren.
Und mit der Berührung verstand er plötzlich, warum er die Augen nicht von ihr nehmen konnte. Warum er sie so sehr anstarrte. Nichts anderes in dieser Einöde mehr sehen konnte.
Für sie war sein Licht.
Und er eine so dunkle Finsternis.
Er konnte es sehen. Wie dieses Licht sie erfüllte. Konnte eine Flamme sehen. Ein warmes Etwas, das ihr ganzes Wesen erstrahlen ließ. Konnte darin eine Energie finden. Eine Abhängigkeit, die er vorher nie zu beschreiben gewusst hätte.
Sowas hab ich nicht…
Ihre Worte klangen neidisch. Aber auch überrascht und neugierig. Als könne sie seine Hörner nicht verstehen. Als sähe sie kein Zweck in ihnen.
Sie streichelte über die toten Erhebungen.
Zog langsam die Hände zurück.
Dafür stehen dir die Haare besser.
Sie lachte. Es war ein so klares Lachen., als würde sie plötzlich glücklich mit ihm sein.
Na dann! Muss ich wohl gut genug für uns beide aussehen!
Sie drehte sich weg. Tanzte über die tote Erde und summte dabei eine Melodie, die von ihrem Glück erzählte.
Die sein Herz erwärmte.
Er beobachtete, wie ihre Schritte über die Erde glitten. Sah, wie ihr Feuer aufloderte. Dieses Licht, das das gesamte Zwielicht vertrieb. Das diesen kalten Stern im Himmel aufleuchten ließ. Das in die Erde glitt.
Er schob die Hände über den Boden. Glaubte ein Pochen zu spüren. Ein Gesang, der von ihrer Melodie geweckt wurde. Ein Rhythmus, dem noch die Instrumente fehlten. Der trotzdem beschloss, den Anfang zu machen.
Und dieser Symphonie zu verfallen.
Was ist? Willst du ewig da rum hocken?
Ihre Frage irritierte ihn.
Ihr Lächeln verzauberte ihn.
Seine Beine standen aufrecht, ehe er verstand, wieso.
Hör nicht auf.
Seine Bitte klang so egoistisch. Zumindest in seinen Ohren.
Er beobachtete, wie sie nickte.
Wie sie in die Hände klatschte.
Wie um sie herum die Welt erwachte.
Wunderschön.
Er starrte auf ihre Flammen. Auf ihr Licht. Auf diesen wundervollen Glanz, der den Boden begrünte. Der der rissigen Erde etwas schenkte. Der ihn veränderte. Ihn schuf. Ihn liebkoste. Ihn wieder veränderte. Bunt werden ließ. Stärkere Grünlinge erschuf.
Grünlinge? Nein. Das waren Bäume.
Und Blumen.
Gras.
Pflanzen.
Du bist ein Wunder…
Irritiert öffnete sie die Augen. Bedachte die Idylle, die sie selbst erschaffen hatte, so verwundert. So überrumpelt.
Manche Erinnerungen verblassen über
Nacht wie ein Traum, der sich in der Tür geirrt hatte. Andere vergehen mit der
Zeit wie ein Baum der stetig und schläfrig seine Äste gegen den Himmel reckt.
Im Endeffekt sind sie nur noch wirre Schatten, die zwischen unendlich vielen
Gedanken umherschwirren. Unsicher flattern sie durch den Geist. Nehmen ab und
zu Formen an. Erkennen das Déjà-vu. Lassen es im Winde vergehen. Schweben in
Nostalgie, die sie nicht verstehen…
Das Leben ist zu kurz für all diese
Gedanken.
Die Wassertropfen in der Atmosphäre
schoben sich weiter zusammen.
Unruhig flogen sie umher – verzerrt von Wind und Wetter. Die kleine Wolke hatte
sich erst vor wenigen Stunden gebildet und wäre seitdem schon mehrere Male beinahe
von anderen, größeren verschluckt worden, ehe sie sich nun mit einer anderen
kleinen verschmolz.
Gewaltig ragte eine finstere Wolke
neben ihr auf und strich wortlos an ihr vorbei. Zwischen ihnen prickelte die
Luft. Die Atmosphäre versuchte, Nieser aus ihren Nasen zu kitzeln. Der Wind
juckte. Die Sonne war hinter einem Schleier von grauen, dunklen Massen
verschollen.
Ein Bild von einem freudigen Feuerball schoss durch den Kopf der Wolke.
Inmitten von Geschrei, Geplär, Hupen, Kreischen, dem ganzen Verkehr, Den Tönen der Feuerwehr Und so vielem mehr! Kommt man heut‘ Zwischen all den Leut‘ Stets bereut Nicht erfreut Einfach Nimmermehr Zur Ruh.
Stets steht etwas an. Stets wird man gerufen. Stets gibt es was zu tun. Stets sitzt man zwischen den Stufen.
Aufgaben stapeln sich, Die Arbeit wartet nicht, Sie fordert dich!
Sie fordert dich Ein, Heraus, An, Immerzu, Ohne Ruh.
Denn das Leben wurde durchgeplant. Es hat sich Deiner nicht erbarmt. Es hat die Jahre ermahnt. Einen Zeitplan entsandt.
Erst hierhin Dann dorthin. Zieht es dich Von A Nach B Zu C Über D Hinaus zu E Hinfort zu F…
Der Schlaf ist auf die Minute datiert, Das Träumen wurde dreifach halbiert. Stattdessen nahm das Lernen zu, Das bisschen Arbeit schaffe man doch im Nu! Pausen wurden abgeschafft, Der Tag weitestgehend gestrafft.
Erholung wäre überbewertet, Die Herzen seien alle verhärtet! Ach, wann werde ausgewertet:
Der Stress in jungen Tagen Im Vergleich Zu den erholsamen Jahren, Die doch nicht jeder von uns erreicht.
Es war einmal eine kleine
Wolke. Sie war plötzlich da. Entstand einfach. Wusste nicht woher sie kam oder
wohin sie sollte…
„Nun denn“, entschied
diese kleine Wolke, als sie die Welt unter sich erblickte, „Ich möchte überall
hinfliegen. Ich möchte groß träumen. Und niemand wird mich aufhalten!“
Sobald die kleine Wolke jedoch
die Worte gesprochen hatte, erklang eine ältere Stimme. Rau und grummelig
hallte sie in den Ohren der Wolke wider.
„Haha. Lieber Jüngling“,
bemerkte die Sonne, „Das Leben ist bitter. Träum nicht zu viel – du wirst nur
enttäuscht werden. Ziel nicht zu hoch – du wirst eh nur fallen. Versuch am
besten nichts – du wirst es sowieso nicht schaffen!“
„Woher willst du das
wissen?“, bemerkte die kleine Wolke trotzig, wenngleich sich Zweifel in ihr
Herz geschlichen hatten.
„Der, der am höchsten
steht,“, entgegnete die Sonne und küsste den Horizont, „fällt am tiefsten“
Damit war sie verschwunden. Und mit ihr das Licht.
Was ist ein Name?, fragte sie erschöpft. Ihre violetten
Augen flatterten wild umher und ihr silbriges Haar hing ihr verschwitzt ins
Gesicht.
Er hielt inne, ehe er sich ihr vollends zuwandte.
Es war wieder soweit.
Ein Name ist nur ein
Wort, log er, Es ist nichts, um das man sich Sorgen
müsste. Es ist eine einfache Beschreibung, gefangen in strikten Buchstaben oder
Zeichen… ohne die Spur einer Seele.
Aber dann… Warum
befehligen sie solche Macht?, klang
ihre Stimme schwach hinüber, als sie versuchte, sich an ihrem so verzweifelt
festzuklammern.
Ein Name besitzt keine Kraft. Zumindest anfangs nicht. Wir gaben ihnen Macht. Deswegen können wir die Illusion des Namen nicht sehen, dafür aber die Person dahinter, eine kalte Stille folgte seiner Erklärung.
Ist das
der Grund, warum du Tod wurdest?
Aber Tod schwieg, als er mit seiner gewaltigen Sichel
ausholte und sie in ihr winziges Herz rammte.
Er hatte nie eine andere Wahl…
…als Leben zu töten.
Das istaus dem NaNoWriMo 2017. Mein erstes Projekt, dass einfach nur Spaß- und Motivationszwecken diente. Wow! Sowas war ja mal nötig!