M: Im Auge des Schützen III

„Du bleibst bis Schulschluss hier. Verstanden? Wenn dich jemand anderes abholen möchte, gehst du nicht mit. Nicht bei Papa, nicht bei Oma, nicht bei Opa. Ja?“, Jennifer drückte ihre Tochter an sich.

„Hm“, ihre kleine Flocke klang nicht begeistert.

„Bitte, Ann. Mama und Papa müssen heute zur Richterin. Wir müssen-“

„Du willst Papa ersetzen“, behauptete ihre Tochter und wandte sich aus der Umarmung, „Das ist nicht fair … Warum können wir nicht wieder alle zusammen sein? Wir sind doch eine Familie …“

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie war so zart, so zerbrochen, so hilflos … Es brach Jennifer das Herz.

Aber es musste sein. Marius hatte sie verraten. Er war fremdgegangen. Er hatte sie beide beiseite geworfen!

Er hatte Jennifer hierzu gezwungen.

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K: Die Stimme

Leise stand Jenny auf. Sie erschauderte, als ihre nackten Füße den kalten Holzboden berührten. Doch verbat sie es sich, irgendwelche Geräusche über ihre Lippen zu lassen. Sie musste still bleiben. Das hatte sie sich vorgenommen. Nur so konnte sie hinter die Wahrheit kommen. Nur so konnte sie ihrem Onkel Fred helfen …

Fröstelnd zog sie sich eine viel zu große Jacke über ihr Nachthemd. Die Betreuerin des Waisenhauses hatte sie ihr gegeben. Genauso wie die anderen Kleidungsstücke. Genauso wie das tägliche Brot. Genauso wie das Dach über ihrem Kopf und die Freunde, die sich ihre Stieffamilie schimpften …

Doch im Gegenzug hatte man Jenny ihren Onkel genommen.

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