Timothy – Die Zeit läuft davon …

Ich fand Jane bei den Pferden. Sanft sprach sie auf die Tiere ein, während sie ihnen ihr Frühstück gab. Dabei streichelte sie die dürren Hälse und bedankte sich bei den Wesen.

Nie zuvor hatte ich jemanden gesehen, der so zärtlich mit Tieren umging!

„Wie kannst du so gelassen bleiben, wenn sie deinen Tod zum Morgengebet verlangen wollen?“, platzte es aus mir heraus.

Die Zeit lief ihr davon!

„Was passieren soll, wird eh geschehen. Meine Sorgen werden nichts daran ändern“, erklärte sie so leise, so schwach.

Aber dennoch zitterte ihre Stimme.

Gut. Das bedeutete, dass sie weiterleben wollte, oder? Es musste. Sie musste!

Weiterlesen

Timothy – Ich suchte dich, weil …

Ich habe keine Ahnung, wie ich Jane und ihren Vater trotz des Schneesturms verfolgen konnte. Ich wusste ja nicht einmal, wo das nächste Dorf lag! Mein Instinkt leitete mich. Er musste mich leiten. Denn der Tornado der riesigen Flocken raubte mir jede Sicht. Es fühlte sich wie eine krisselige Masse an. Ohne Gerüche. Ohne Wärme oder gar Kälte.

Es war einfach nur … leer?

Ein sanftes Flimmern tauchte unter mir auf und so schwebte ich hinab. Der Kirchturm zeichnete sich endlich in dem Weiß ab. Wie ein Leuchtturm konnte er mir den Weg hinab zur eingeschneiten Straße weisen. Um mich herum erkannte ich allmählich noch mehr Wohnhäuser. Hohe Gebäude, die mir so unbekannt erschienen. Die jedoch neben der vertrauten Kirche standen. Die bereits so alt und erschöpft wirkten …

Wann war ich zuletzt hier gewesen? Evangeline wollte sonst immer hierher! Sie wollte hierher, um … um …

Warum noch mal?

Weiterlesen

Timothy – Siehst du mich?

Zuerst wusste ich nichts mit mir anzufangen. Alles fühlte sich falsch an. Alles fühlte sich so sinnlos an! Sollte ich hier bleiben? Hier, in den Ruinen meines Bettes? Oder sollte ich irgendwo hin? Aber wohin? Wo sollte ich lang? Was sollte ich tun? Nein. Was machte man generell, wenn man tot war? Musste man etwas Bestimmtes tun? Oder war alles egal, weil man eh tot war?

Und wo war eigentlich Evangeline?

Schwerelos hing ich in der Luft. Direkt über meinem Bett. Dort, wo ich verbrannt war. Mein Körper lag bestimmt noch immer unter dem Schutt begraben. Unter diesen verkohlten Holzbalken.

Ich wollte ihn nicht sehen. Er war nicht weiter wichtig. Er war nur eine Hülle. Eine leere Hülle, die sich einst von jeder Krankheit kontrollieren ließ.

Ja.

Etwas fiel von mir ab.

Mein Körper war nicht weiter wichtig. Nichts konnte mich mehr zurückhalten. Niemand kam, um mich zu sich zu rufen. Ich … Ich war frei.

Frei…

Weiterlesen