Abschiedsworte

Du schriebst,
Mit Tränen in den Augen ist man blind.
Du schriebst,
Man sieht die Dinge nicht, wie sie sind.

Du schriebst es so flüssig, so eigen,
Die Worte klangen, wie die deinen,
Wie ein weit entferntes Licht
Und waren es doch nicht …

Du hattest ihnen im Radio gelauscht,
Sie hatten Dich dort so berauscht,
Du hast sie daher aufgebauscht –

Eilig notiert.

Du hattest sie uns hinterlassen,
Hast sie versteckt gelassen,
Bis wir sie nun umfassen –

Ein stiller Abschied.

Hier und da sind Lücken,
Das sind die Gedächtnis-tücken,
Deine alten Krücken –

Ein Stück von Dir.

Denn ja, die Sterne strahlen noch bei Nacht,
Und alles, was mich heute traurig macht,
Wird hoffentlich vergehen …

Aber wird es wie ein Traum sein?

Wie soll ein bittersüßer Traum vergehen?
Ich möchte Dich doch in meinem Herzen sehen!
Ich möchte Dich immer bei mir tragen.
Ich möchte Dich niemals vergraben!

Diese Tränen schmerzen nicht.
Diese Tränen erinnern sich.
Diese Tränen lieben Dich …

Gern schaue ich nach vorn,
Aber bitte, lieber Leuchtturm,
Erwarte kein Adieu.

Mit Andeutungen auf das Lied „Mit Tränen in den Augen ist man blind“ von Julio Iglesias.

Die Risse im Leuchtturm

Vor Jahren habe ich mich hier versteckt.
Ich habe durch ihn die Welt entdeckt.
Ich war so nicht verreckt …

Damals war es mir hier sicher erschienen.
Der Turm hat mich vom Sturm geschieden.
Er lehrte mir, wieder zu lieben …

Meine Finger gleiten über das Mauerwerk.
Steine mit endlosen Rissen – wohlgemerkt.
Alles steht kurz vor dem Verfall.
Nein.
Alles ist bereits am Zerfall!

Draußen toben die Wellen.
Sie peitschen gegen den Turm.
Sie knallen wie die Schellen.
Sie tanzen im Sturm.

Der Leuchtturm stöhnt.

Mein Arm fällt schlapp herab.
Ich fühle mich so platt.
Ich möchte das Mauerwerk retten!
Ich möchte die Risse glätten!
Ich möchte ihn ewig hier stehen sehen!
Er solle niemals vergehen!

Dabei weiß ich, dass nichts mehr zu machen ist …

Vergebliche Liebesmüh,
Vergeblicher Kummer,
Vergebliche Hoffnung
Macht nur alles schlimmer.

Und draußen toben die Wellen.
Sie peitschen gegen den Turm.
Sie knallen wie die Schellen.
Sie tanzen im Sturm.

Der Kahn ruft.

Mein Magen verkrampft sich.
Ich schüttle mich.
Die Tränen müssen weg.
Sie dienen keinem Zweck.
Sie würden nur Sorgen bereiten
Und mein falsches Lächeln vereiteln.

Mit zügigen Schritten geht es raus.
Alles gut, wir müssen fahren, sofort hinaus.
Etwas anderes darf ich nicht sagen.
Etwas anderes kann ich nicht wagen.

Nicht während mein Leuchtturm zerbricht.
Nicht während verschluckt wird, unser Licht.

Fujis Unwissenheit

„Wow“, staunend schwebte Fuji zwischen den Bergen durch, die ihn zu beiden Seiten überragten, „So etwas hätte ich nie erwartet!“

„Du bist nicht viel rumgekommen, oder?“, entgegnete Alpe lachend.

Eigentlich wollte er verneinen, jedoch … Er war am meisten gereist, als er damals Sabine einholen wollte. Damals hatte er kein Interesse für seine Umgebung gehabt. Und davor, in seinem letzten Leben …

Nun. Zu dem Zeitpunkt war die ganze Welt noch eine andere gewesen. Fuji war zwar viel umhergeflogen, allerdings meist nur im Kreis. Es waren immer dieselben Wälder, Flüsse und Täler unter ihm vorbeigezogen. Erst als er mal etwas anderes, als er an die Wüstengrenze erblickt hatte, hatte er sich ergossen.

Für das Leben.

Weiterlesen

Motte

Motte,
So nanntest du mich.
Ein Name, der so vieles verspricht.
Ein Wesen – ganz klitzeklein.
Immer angezogen vom Schein.

Motte,
Sie versteckt sich im Laub
Mit Flügeln voll Staub
Mit Fühlern so zart
Ist sie von anderer Art.

Motte,
Denn was soll ich
Mit Titeln wie kleiner Wicht,
Krümel oder Knutschkugel
Bin ich denn euer Pudel?!

Motte,
Ein einzigartiger Name,
Ich schließe ihn in meine Arme.
Ich nehme ihn an,
Lasse nichts anderes heran.

Motte,
Ich halte fest an dem Klang,
Ich halte fest an dem Gesang.
An dem Gesang vom Licht,
Das so vieles verspricht.

Eine Motte.
Das bin ich.


Winter

Weiß. Flockig. Strahlend.
Die Welt bemalend.
Ein sanftes Kleid,
Der Gelassenheit.
Oder Einsamkeit?

Einst trennte es:
Dich und mich.

Einst nahm es:
Unser Licht.

Denn so hell sie doch sind,
Die Flocken im Wind,
So stahlen sie den Schein,
Ließen uns allein.
Die Nacht brach heran,
Umarmte ein jedermann.
Wog uns in Abgeschiedenheit.
Wog uns in Friedlichkeit.

So wundervoll der Winter erblüht,
So wundervoll ist er bemüht,
Wundervoll zu sein.

Der Frost aber ist eine andere Pein.
Glänzend im Angesicht der Sonne.
Fehlt ihm jegliche Wonne-

Winterkleid.
Winterneid.
Winterzauber.
Winterschauder.
Winterfrost-

Nein.

Nicht alles ist wundervoll.
Manches verlangt seinen Zoll.

Bitte seid vorsichtig. So sehr ich den Schnee und den Winter auch liebe, so gefährlich kann er auch sein.