Die plätschernde Melodie der Freiheit

© Katharina Kolata

Kevin Strauss ließ seinen Chef still gewähren, als dieser den nächsten Kunden übernahm, der in ihre Filiale marschierte. Eigentlich hätte Kevin ihm helfen müssen, aber ein einziger Blick des gepflegten Fremden hatte jedes Vorhaben im Keim erstickt. Die Abscheu war Kevin aus den blauen Augen geradezu entgegengesprungen und so zog er sich lieber zurück.

Er wusste, dass er nicht der ansehnlichste Zeitgenosse war. Als Bankangestellter von Brooks ‘n Coal aus der Hauptstadt Centy sollte er zwar ein ordentliches Erscheinungsbild an den Tag legen, doch wäre es einfacher, einen Löwen zu frisieren. Seine Haare glänzten mit jeder Dusche fettiger und seine Akne war ein Dämonenwerk für sich. Obwohl er bereits Mitte dreißig war, wollten die Pickel einfach nicht verschwinden! Zusätzlich dazu wirkte er in seinem Anzug eher wie ein formloser Kleiderständer und nicht wie ein menschliches Wesen. Selbst ein Blinder hätte erkannt, dass er hier nicht reinpasste!

Nachdenklich schielte er hinter sich aus dem Fenster des dritten Stockwerks und beobachtete einen umherfliegenden Vogel. Er war schwarz. Vielleicht eine Krähe? Das war selten zu dieser Jahreszeit. Sonst konnte er nur Möwen beobachten, die über dem glitzernden Fluss flogen. Die frei waren.

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Ankündigung: Meerjungfrauenanthologie

© Katharina Kolata

Oh je, oh je, oh je- Atmen!

Wo soll ich beginnen? Ich glaube, es war im März gewesen. Ja. Das klingt richtig. März. Da habe ich von dieser Ausschreibung zum ersten Mal gehört. Gesucht wurden „fünfzehn Kurzgeschichten, die das Thema Meerjungfrau auf möglichst vielfältige Weise beleuchten. Dabei interessieren uns vor allem Geschichten abseits der üblichen Disney-Romantik, und auch der x-te Abklatsch von „Plötzlich Meerjungfrau“ oder „Splash“ ist nicht erwünscht. Überrascht uns mit eurer Originalität.“

Und was machte das Medra damals?

Das Medra las die Ausschreibung. Das Medra klickte sie weg. Das Medra öffnete sie erneut. Das Medra runzelte die Stirn …

Denn das Medra war irgendwie interessiert. Immerhin waren Arielle, Simba und Tarzan zu ihrer Zeit ziemlich beliebt gewesen. Aber das war damals, in ihren Kindertagen, gewesen. Damals, als die Welt noch in pink und blau geteilt war. Damals als-

Damals als

Schrieb heutzutage eigentlich noch irgendwer über einen Meermann? Und wenn ja: Wie war dieser dargestellt? Als sexy Aquaman? Nein. Als groteske Verunstaltung? Nein. Das klang langweilig. Interessanter wäre es doch, wenn

Was soll ich sagen? Das Medra hat eine Geschichte eingereicht. Das Medra hat es in die Endrunde geschafft. Und wenn Ihr eine etwas andere Geschichte lesen wollt, wie wäre es, wenn Ihr Euch die Anthologie holt? C: Dann könnt Ihr selbst entscheiden, wie Eure Wassergeschöpfe aussehen sollen!

Das aufgeregte Medra wünscht ein frohes Lesen!

Medra