Verschallendes Echo

Am Anfang ist alles glasklar,
Man sieht die Welt so wahr,
Man sieht alles, wie es ist,
Man hofft, dass man nichts vergisst.

Die Farben stechen grell hervor,
Die Töne schallen deutlich ins Ohr,
Gerüche vernebeln die Sinne,
Mittendrin eine vergängliche Stimme.

Die Stimme vom letzten Jahr.

Ja, der Anfang ist stets so offensichtlich.
Er wirkt gar so zuversichtlich.
Niemand erwartet Komplikationen,
Man rechnet mit Legitimationen,
Keine Frustrationen,
Nur Faszinationen.

Jedes Jahr …

Jedes Jahr dieselbe Geschicht‘,
Als gäbe es was anderes nicht,
Als sähe man die Wahrheit nicht,
Als habe man sich zuvor bloß nicht getraut,
Als wäre die Welt nun jedoch zu taub,
Als wäre die Zukunft verbaut …

Denn wie sonst könne man erklären,
Dass wir unsere eigenen Wünsche verschmähen?
Dass wir wie Affären,
Das Leben entehren?

Das Echo aus dem letzten Jahr ruft,
Dieselben Worte – wieder und wieder aus.

Das Echo aus dem letzten Jahr ruft,
Dieselben Hoffnungen hinaus.

Das Echo aus dem letzten Jahr verblasst …
Denn es sieht alle Möglichkeiten verpasst.

Möge das neue Jahr schaffen,
Was ihm selbst nicht vergönnt war.

Sprachen

Der eine sagt hola.
Die nächste hallo.
Ein jeder kennt hello.
Drum frag‘ ich: Wieso?

Gamarjoba und kia ora
– kaum bekannt.
Nǐn hǎo und konnichiwa
– entfernt verwandt.

Der eine sagt jenes.
Die nächste nimmt dieses.
Ein jeder kennt solches.
Ehm. Stopp. Welches?

Sprachen klingen so lieblich,
Sterben gar so kläglich,
Da nur Bekanntes überlebt
Und der Rest verweht.

Dabei fangen wir alle
Ganz ahnungslos an.
Wir spielen alle

ECHO! Echo. Echo …

Bis ein jeder es kann.

Manche kreieren dabei ganz eigene Sprachen.
Kreative Lieder, die hervorstachen.
Mit ihrer Eleganz

Für die einen Firlefanz
Wegen fehlender Toleranz
Wegen fehlender Akzeptanz.

Woher diese Arroganz?

Lasst uns mit der Sprache spielen.
Lasst sie uns mit viel zu vielen
Wundern verzieren.

Und lasst sie leben.
Um neue Sprecher streben.
Um sich
– Stück für Stück –
zu verweben

Um zu überleben.