Timothy – Siehst du mich?

Zuerst wusste ich nichts mit mir anzufangen. Alles fühlte sich falsch an. Alles fühlte sich so sinnlos an! Sollte ich hier bleiben? Hier, in den Ruinen meines Bettes? Oder sollte ich irgendwo hin? Aber wohin? Wo sollte ich lang? Was sollte ich tun? Nein. Was machte man generell, wenn man tot war? Musste man etwas Bestimmtes tun? Oder war alles egal, weil man eh tot war?

Und wo war eigentlich Evangeline?

Schwerelos hing ich in der Luft. Direkt über meinem Bett. Dort, wo ich verbrannt war. Mein Körper lag bestimmt noch immer unter dem Schutt begraben. Unter diesen verkohlten Holzbalken.

Ich wollte ihn nicht sehen. Er war nicht weiter wichtig. Er war nur eine Hülle. Eine leere Hülle, die sich einst von jeder Krankheit kontrollieren ließ.

Ja.

Etwas fiel von mir ab.

Mein Körper war nicht weiter wichtig. Nichts konnte mich mehr zurückhalten. Niemand kam, um mich zu sich zu rufen. Ich … Ich war frei.

Frei…

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Timothy – Das Leben nach dem Tod

1828 war ein verregnetes Jahr. Stets trommelte das Wasser gegen unser Dach. Es war ein unentwegtes Poltern. Rissel, rissel, poch, poch, poch!

Ich mochte es nicht.

Damals saß ich viel in meinem Zimmer. Ich sollte lernen. Ich sollte einmal Ruhm für unsere Familie ernten. Ich sollte erfolgreich werden und alle Konkurrenten in den Schatten stellen.

Ich sollte so vieles tun …

Aber nichts davon wollte ich tun.

Seitdem ich denken konnte, war mein Leben durchgeplant. Jeder Schritt, jedes Wort, jedes Husten wurden dokumentiert. Ich wurde daheim unterrichtet. Fünf Sprachen musste ich lernen. Das war der Standard unserer Familie: Förderung von klein auf. Meine ältere Schwester erfüllte die Erwartungen unseres hohen Vaters perfekt. Und ich sollte ihr in nichts nachstehen!

Sollte …

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Der Fluch

Pinselstrich
Um Pinselstrich.
Erkennbar im matten Licht
Das eingefall’ne Gesicht.

Verfilzte Haare,
Asche und Ruß.
Weil es keine zehn Jahre
Alte gewesen sein muss.

Verstorben in Flammen!
Wegen vergangenen
Taten.

Soll es verwirktes Leben
Wirklich immer geben?

Verstorben in Flammen!
Wegen vergangenen
Sünden.

Soll dieser endlose Schmerz
Wirklich einziehen ins Herz?

Verstorben in Flammen!
Wegen vergangenen-
Nein!

Dies ist kein Ende.
Dies ist kein Punkt.
Es ist ein Und-
Und eine Rückblende.

So erklärt dieser Fluch
Den wütenden Besuch
Der lodernden Hölle
Und erinnert uns …