Im Blütenmeer

Genießend in der warmen Brise,
Sitze ich auf einer grünen Wiese.
Über mir aber nicht nur grün.
Nein, grün, weiß und pink –
Seht nur flink!
Seht ihr es blüh’n?

Der Wind umspielt,
Die Blüten so lieb,
Er säuselt und zieht,
Er ist ein Dieb!

Ein Dieb, der die Farben verweht,
Der sie als Regen hinabfegt!
Ein Regen aus Schönheit,
Ein Regen der Sanftheit.
Ein Regen der Verlogenheit?

Blütenblätter, Blumen, Knospen –
Einst sind sie an Ästen gesprossen,
Nun am Boden ergossen
Oder eher vergossen?

Der Dieb gibt sich herzlich.
Der Dieb gibt sich lieblich.
Doch ändert er sich?

Er tanzt durch die Blätter,
Verzaubert das Wetter,
Spielt Lieder über das Leben,
Predigt das Geben.
Ich hör ihn nur reden!

Ich blicke mich um,
Verzweifle stumm.

Um uns ist ein Meer aus purer Schönheit.
Um uns ist eine Spur Vergänglichkeit.
Um uns sind diese sanften Farben.
Die just hier starben.

Duftende Erinnerungen

Manche Erinnerungen sind gestochen scharf,
Rezitieren kann ich sie im Schlaf. 
Die Farben sind ein Ticken zu grell, 
Der Klang des Echos so klar und hell.
Die Gerüche habe ich jedoch fast vergessen, 
Dennoch können sie mich nun erpressen.

Steigt mir die Zimtnote in die Nase, 
Beginnt die Weihnachtsekstase!
Petersilie erinnert mich an warme Tage, 
Gemüsesuppe an die kulinarische Plage.
Gebratene Zwiebel und gebratenes Ei
Ersehnen eine nette Plauderei.
Doch der Duft von Zitrone
Versendet Glückshormone
Und sie feuern wie Zyklone
Durch all meine Neurone!

So viele Gerüche mögen mich necken,
Nur müssen sie mich erst aufwecken.
Bis dahin weiß ich nicht, was sie aushecken, 
Sie müssen erst die Gegenwart beflecken. 

Erinner‘ ich mich an gestern zurück, 
Sehe ich nur das alltägliche Glück, 
Aber welchen Duft mein Kopf sich pflückt?
Welchen er mir für gestern aufdrückt?

Das weiß ich erst in mehreren Jahren,
Wenn meine Zellen sie sicher verwahren.

Verschallendes Echo

Am Anfang ist alles glasklar,
Man sieht die Welt so wahr,
Man sieht alles, wie es ist,
Man hofft, dass man nichts vergisst.

Die Farben stechen grell hervor,
Die Töne schallen deutlich ins Ohr,
Gerüche vernebeln die Sinne,
Mittendrin eine vergängliche Stimme.

Die Stimme vom letzten Jahr.

Ja, der Anfang ist stets so offensichtlich.
Er wirkt gar so zuversichtlich.
Niemand erwartet Komplikationen,
Man rechnet mit Legitimationen,
Keine Frustrationen,
Nur Faszinationen.

Jedes Jahr …

Jedes Jahr dieselbe Geschicht‘,
Als gäbe es was anderes nicht,
Als sähe man die Wahrheit nicht,
Als habe man sich zuvor bloß nicht getraut,
Als wäre die Welt nun jedoch zu taub,
Als wäre die Zukunft verbaut …

Denn wie sonst könne man erklären,
Dass wir unsere eigenen Wünsche verschmähen?
Dass wir wie Affären,
Das Leben entehren?

Das Echo aus dem letzten Jahr ruft,
Dieselben Worte – wieder und wieder aus.

Das Echo aus dem letzten Jahr ruft,
Dieselben Hoffnungen hinaus.

Das Echo aus dem letzten Jahr verblasst …
Denn es sieht alle Möglichkeiten verpasst.

Möge das neue Jahr schaffen,
Was ihm selbst nicht vergönnt war.

GENUG!

Jeden Tag steht etwas an.
Jeden Tag geht es voran.
Jeden Tag ist’s wichtig.
Jeden Tag … und nimmer richtig?

Stets wird gefordert und erbracht,
Immer mehr und öfter wird’s gemacht.
Mehr und mehr und mehr und mehr …
Nie ist die To-Do-List leer!

Die Geduld, sie tropft dahin.
Sie verrinnt ohne tieferen Sinn.
Sie vergeht in dem Stress,
Den ich niemals vergess‘.

Ich setze ein Lächeln auf,
Ich fordere keinen heraus,
Ich halte die Stimme leis‘,
Und drehe mich im Kreis …

ARBeit, SCHlaf, ARBEit, SChlaf,
ARBEIt, Schlaf, ARBEIT, schlaf …

GENUG!

Scheppernd zerfällt
Die zerrende Welt.
Meine Geduld vergeht.
Mein Lebenswille lebt!

Genug ist genug.
Genug ist ein Stopp.
Genug ist die Heilung
Vom steten Galopp!

Ich kann es nicht mehr ertragen,
Ich würde nur verzagen,
Ich muss es nun wagen,
Und muss endlich klagen!

Manche Vergehen
Kann man nicht vergeben.

Manche Vergehen
Fordern zu viel Bestreben.

Manche Vergehen
Ersaufen das Leben!

Drum sei’s GENUG!

Die Bande gekappt,
Die Hoffnung gejagt,
Die Zukunft gewagt …
Das Tempo hinterfragt.

Schreib ich mein Metronom um.

Tod und Leben

Er kommet.
Sie gehet.
Tod und Leben.

Er nehmet.
Sie gebet.
Körper und Seele.

Sein teuflischer Blick,
Ihr scheinendes Glück –
Eines und Alles.

Seine gespenstische Stille,
Ihr kämpfender Wille –
Harfe und Klinge?

Was ist schlecht?
Was ist recht?
Und wann rächt
Sich der Verstand?

Wenn der Funken schwand?

Bei diesem Gedicht handelt es sich um eine Übersetzung. Das Original habe ich vor Jahren mal auf Englisch verfasst und wollte es Euch nicht vorenthalten. Beides ist zwar kürzer, aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze, oder? C;
Medra